Zahnarztpraxis Dr.med.Dr.med.dent. Rudolf Maier
ZahnarztpraxisDr.med.Dr.med.dent. Rudolf Maier

Wurzelkanalbehandlung

Mehr über Wurzelkanalbehandlungen (Infos der Deutschen Gesellschaft für Endodontie)

 

Welches Material oder Verfahren für eine Wurzelkanalbehandlung gewählt wird, spielt letztlich für die Prognose eines Zahnes nur eine untergeordnete Rolle (CONNERT ET AL., Zahnmedizin up2date 3/2016), wohl aber die Güte der Wurzelkanalaufbereitung (ebenda).

Wurzelbehandlung, Zahn mit Loch Zahn mit Loch bis an den Nerv
Wurzelkanal Aufbereitung Aufbereiten eines Wurzelkanals
Medikament im Wurzelkanal Medikament im Wurzelkanal
Wurzelkanalfüllung, Stiftaufbau Zahn mit Wurzelkanalfüllung, Stiftaufbau und Krone

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Dentsply Detrey

 

 

 

Das Zahnmark oder auch Zahnpulpa kann sich (in der Regel durch Karies) entzünden (Bild ganz oben). Wird diese Entzündung nicht behandelt, kann die gesamte Zahnpulpa absterben und die Entzündung auf den Kieferknochen übergreifen (Abszess).

Die einzige Möglichkeit, den Zahn zu retten besteht in einer Wurzel-kanalbehandlung. Diese erfolgt in der Regel mit einer Lokalanästhesie schmerzfrei.


Das entzündete oder abgestorbene Zahnmark wird entfernt und der Wurzelkanal (oder mehrere Wurzelkanäle) bis zur Wurzelspitze aufbereitet („aufgebohrt“), mit Handinstrumenten (zweites Bild von oben) oder motorgetrieben. Mit extrem flexiblen Nickel-Titan-Instrumenten kann man selbst sehr stark gekrümmte Wurzelkanäle aufbereiten, was früher kaum möglich war.

Der so aufbereitete Wurzelkanal wird durch wiederholtes Spülen und medikamentöse Einlagen (drittes Bild von oben) gesäubert und desinfiziert.

Die so behandelten Wurzelkanäle werden mit einem plastischen Material abgefüllt und verschlossen (viertes Bild von oben).

Sehr stark zerstörte Zähne werden mit einem (Glasfaser-) Stift wieder aufgebaut. Sie müssen möglicherweise überkront werden.

Die Erfolgsaussichten dieser Behandlung betragen bis zu 90% (Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung). Wurzelbehandelte Zähne können jahrelang, teilweise lebenslang im Mund verbleiben.

Die Alternative zur Wurzelkanalbehandlung ist die Entfernung des Zahnes. Die entstehende Lücke kann durch eine Brücke oder mit einem Implantat geschlossen werden, um Zahnwanderungen, eingeschränktes Kauvermögen und kosmetische Probleme zu vermeiden. Ein eigener Zahn kann durch keinen noch so modernen Zahnersatz gleichwertig ersetzt werden (auch durch kein Implantat!), die Kosten für Zahnersatz und Implantat  sind ungleich höher!

Die Kosten einer Wurzelkanalbehandlung hängen ab vom technischen Aufwand und der Schwierigkeit der Behandlung (Anzahl der Wurzeln, Durchgängigkeit, Krümmung etc.) Die (gesetzliche) Krankenkasse wird nicht in jeden Fall für alle entstehenden Kosten aufkommen, in bestimmten Fällen ist die Wurzelkanalbehandlung überhaupt keine Kassenleistung!

 

In keinem Fall (gesetzliche) Kassenleistung ist die elektronische Längenmessung des Wurzelkanals (sog. Endometrie), die in jedem Fall empfehlenswert ist, da sie zuverlässiger als eine Röntgenaufnahme und unnötige Aufnahmen vermeiden hilft. Die Kosten für einen Kanal pro Sitzung betragen maximal 13,79 EUR.

 

Ferner in keinem Fall (gesetzliche) Kassenleistung ist die Aktivierung von desinfizierenden Lösungen (z.B. Natriumhypochlorid) durch Ultraschall, wodurch die Wirksamkeit enorm gesteigert wird. Die Kosten für einen Kanal je Sitzung betragen maximal 13,79 EUR.


Für die Wurzelkanalbehandlung an einem grossen Backenzahn (sog. Molaren) muss bei gesetzlich Versicherten eine der folgenden Bedingungen erfüllt sein:

 

  • Der Backenzahn steht in einer vollständigen Zahnreihe ohne Lücke
  • Die Behandlung verhindert, dass die Zahnreihe einseitig nach hinten verkürzt wird.
  • Durch die Behandlung kann vorhandener Zahnersatz erhalten werden.

 

Liegt eine dieser Voraussetzungen nicht vor, darf die Wurzelkanal-behandlung an einem Molaren nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse durchgeführt werden, sondern muss privat bezahlt werden!

 

Für alle Wurzelkanalbehandlungen bei gesetzlich Versicherten gilt:

  • kann die Wurzelbehandlung unkompliziert durchgeführt werden?
  • liegen gerade bis leicht gebogene Wurzelkanäle vor?
  • ist das Wurzelwachstum abgeschlossen?
  • ist das formen apikale geschlossen?
  • ist eine gute Erreichbarkeit gegeben?
  • sind die Wurzelkanaleingänge gut auffindbar?
  • ist das Wurzelkanalsystem gut zugänglich?

 

Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, kann die Wurzelkanal-behandlung  privat berechnet werden

Mikroskop, Laser, Ozon, PDT im Rahmen einer Wurzelkanalbehandlung,PIPS

Mikroskop:

Es gibt keine Daten, die belegen, dass die Benutzung eines Mikroskops im Rahmen einer Wurzelbehandlung zu besseren klinischen Ergebnissen führt (Cochrane Library, systematic reviews).

 

Laser:

Verschiedene Lasertechniken wurden als alternative Methoden bei der chemomechanischen Wurzelkanalaufbereitung beschrieben. Es liegen aber bis jetzt keine gesicherten evidenzbasierte Daten über einen positiven Effekt der Laseranwendung vor (WISSEN KOMPAKT Febr. 2013). Im Labor wurden antibakterielle Effekte von Lasersystemen nachgewiesen, klinische Studien werden gefordert (TENNERT, DZZ 11/2013).

 

Ozon:

Es gibt  keine klinischen Studien, die bessere klinische Ergebnisse bei Anwendung von Ozon im Rahmen einer Wurzelkanalbehandlung belegen (NLM, systematic review).

 

TENNERT (DZZ 11/2013) stellt in einem Übersichtsartikel fest, dass keine klinischen Daten über die Wirksamkeit von Ozon im Wurzelkanal vorliegen.

 

PDT (Photodynamische Therapie):

Keine klinischen Studien vorhanden (?). Daher keine Beurteilung möglich, ob PDT im Rahmen einer Wurzelkanalbehandlung klinisch bessere (Langzeit-) Ergebnisse bringt.

 

Von manchen Autoren wird PDT als zusätzliche (!) Massnahme empfohlen, klinische Studien werden gefordert (TENNERT DZZ 11/2013).

 

In einer systematischen Übersicht (JOE  Juli 2014) wird festgestellt, dass es nur beschränkte klinische Informationen zu diesem Thema gibt, möglicherweise zeigen zukünftige klinische Studien eine Wirksamkeit der PDT als unterstützende Massnahme.

 

PIPS:

PIPS (photon-initiated photoacoustic streaming) ist ein lasergestütztes Verfahren zur Aktivierung von Flüssigkeiten z.B. NaOCl in Zähnen. Studien, die eine Verbesserung des klinischen Ergebnisses mit diesem Verfahren im Rahmen einer Wurzelkanalbe-handlung beweisen, gibt es anscheinend keine, der Preis des Gerätes beträgt ca. 75 000 EUR.

Antibiotika im Rahmen einer Wurzelkanalbehandlung

Antibiotika sind grundsätzlich nicht angezeigt, obwohl sie gerne verschrieben werden. Sie kommen nur zum Einsatz bei einem akuten Abszess mit Ausbreitungstendenz und abwehrgeschwächten Patienten (BÜRKLEIN ET AL Zahnmedizinup2date 03/2011, WISSEN KOMPAKT Febr. 2013).

Einmal-Wurzelkanalinstrumente

Obwohl bisher kein einziger dokumentierter Todesfall (Creuzfeldt-Jakob-Krankheit=Degeneration des Gehirns) durch die Übertragung von sog. Prionen  durch wiederaufbereitete Medizinprodukte bekannt ist, empfiehlt die britische staatliche SEAC (Spongiform Encephalopaty Advisory Commitee) die Einmalanwendung von endodontischen Aufbereitungsinstrumenten als vorbeugende Massnahme, da eine  Sicherheit der  Sterilität durch Wiederaufbereitung nach derzeitigem Wissensstand nicht möglich ist

Durch die Anwendung von (sterilen) Einmalinstrumenten wird auch die Bruchsicherheit und die Schneidfähigkeit signifikant erhöht.

Für gesetzlich Krankenversicherte ist die Abrechnung von Wurzelkanal-instrumenten zu Lasten der Krankenkassen grundsätzlich nicht möglich, für Privatversicherte nicht immer. Der Patient kann sich aber Einmal-Wurzelkanalinstrumente selbst beschaffen (z.B. über die Praxis). Diese werden in der Behandlung ausschliesslich für ihn verwendet und ihm nach der Behandlung ausgehändigt oder entsorgt.


Momentan gelten folgende Preise (alles ca.-Preise!):

C-Pilot Feile ISO 10                            1.80 EUR

Wurzelkanalbohrer Stahl Set 15-40    9.65 EUR
Hedstroem              Stahl Set 15-40    9.65  EUR

Wurzelkanalbohrer Stahl Set 45-80  11.55 EUR
Hedtstroem             Stahl Set 45-80  11.45 EUR

Mity Roto-File (Nickel-Titan)  15-40   36.80 EUR
Mtwo (Nickel-Titan) Basissatz           28.50 EUR
Jedes weitere                                      7.15 EUR