Zahnarztpraxis Dr.med.Dr.med.dent. Rudolf Maier
ZahnarztpraxisDr.med.Dr.med.dent. Rudolf Maier

Zahnbürsten, allgemein

Die Zahnbürste ist zweifellos das gebräuchlichste Utensil, das für die Mundhygiene eingesetzt wird. Für alle auf dem Markt befindlichen Handzahn-bürsten gilt:

  • Länge des Bürstenkopfes 2-2,5 cm
  • stabiler Griff, der gut in der Hand liegt
  • Kunststoffborsten, abgerundet und poliert
  • planes Borstenfeld (oder V-Borsten?)
  • mittelharte bis weiche Borsten

 Es gibt verschiedene Zahnputztechniken (BASS, STILLMAN, FONES, CHARTERS)

 

MÜLLER (Parodontologie 2006) empfiehlt: Statt Patienten mit komplizierten Bürsttechniken zu konfrontieren, sollten heute konsequent elektrische Zahnbürsten empfohlen werden. ROULET ET AL. (2006) empfehlen generell keine Handzahnbürsten mehr.

 

Zur Putzdauer kann keine allgemeingültige Empfehlung gegeben werden. Weder die in den USA empfohlenen 2 Minuten, noch die 3 Minuten in Deutschland haben eine wissenschaftliche Basis. Letztendlich zählt nur das Ergebnis, d.h. möglichst keine Beläge mehr, was mit Färbetabletten leicht überprüft werden kann- Wenn bei der Anwendung von Zahnbürste, Zahnseide etc. keine Blutung auftritt, kann man von einem guten Ergebnis ausgehen.

 

Zur Putzhäufigkeit: Die American Dental Association (ADA) empfiehlt zweimaliges tägliches Zähneputzen, einmal davon mit Reinigung der Zahnzwischenräume. Aus rein wissenschaftlicher Sicht reicht eine einmalige umfassende (!) Reinigung täglich, die alle Zahnflächen, also auch die Zahnzwischenräume umfasst. Lieber einmal supergründlich als 5 mal "gschlampert".

 

Es gibt keine eindeutige Datengrundlage zur genauen Dauer, Häufigkeit, Putzzeitpunkt und Systematik des Zähneputzens (Leitlinie Kariesprophylaxe 2016).

 

Zahnbürsten, elektrisch

 

 

Es gibt viele Studien, die belegen, dass mit elektrischen Zahnbürsten bessere Putzergebnisse zu erzielen sind als mit Handzahnbürsten, sie können daher grundsätzlich empfohlen werden. Die unabhängige Cochran Collaboration hat in einer Analyse von 51 Studien gefunden, dass sich mit einer elektrischen Zahnbürste Zahnbeläge besser entfernen lassen als mit einer Handzahnbürste (Lückenlos Aprl-Juni 2015).

 

Die Leitlinien der DG Paro von 2018 empfehlen elektrische Zahnbürsten,weil sie gegenüber Handzahnbürsten effizienter sind.

 

Eine Studie der Universität Greifswald (J Clin Periodontol., Mai 2019) ergab: Insgesamt hatten Anwender von elektrischen Zahnbürsten während der Beobachtungszeit 20 Prozent weniger Zahnverlust als Anwender von Hand- Zahnbürsten.

 

Im  Test der Stiftung Warentest aus dem Jahre 2013 schnitten hinsichtlich der Zahnreinigung, dem entscheidenden Kriterium, Braun Oral B Vitality Precision Clean, Philipps Sonicare Diamond Clean und Curaprox Hydrosonic Dental Care mit sehr gut ab. Die Preise bewegen sich von ca. 22 EUR bis 160 EUR. Alle Ergebnisse finden Sie hier

 

Ungeschlagen blieb die Braun Oral-B Vitality Precision Clean  (jetzt mit neuen Bürstenaufsätzen Crossaction oder Trizone erhältlich) im Testheft 3/2016 als einzige mit sehr gut bewertet.

Im Heft test 1/2019 siegte Philips Sonicare 9300 Diamond Clean Smart (220 EUR) vor Braun Oral-B Pro 900 Sensi Ultra Thin (45 EUR).  Der Preiskracher (16 EUR) von dm (Dontodent) schnitt "gut" ab.

 

Ungeschlagen ist im Dezember-Test 2020 die Philips Sonicare 9300 Diamond Clean Smart vor Oral-B Genius X 2000N, beide zu Spitzenpreisen um 200 EUR. Mit Preisen um 16 EUR bieten Budnikowski (Budnident Akku Zahnbürste Total Clean Professional), Amazon (Solimo Rechargeable Toothbrush) und Müller (Sensident Akku Zahnbürste Perfect Clean Professional) gute Bürsten.

 

 

 

Zahnzwischenraumreinigung

Der Zahnzwischenraum (Approximalraum), der ca. 40% der Zahnoberflächen darstellt,  gilt neben den Fissuren der Backenzähne als der bevorzugte Raum für die Entstehung von Karies und Parodontitis!

 

Zur Reinigung des Zahnzwischenraumes werden verschiedene Hilfsmittel angeboten, die wichtigsten davon sind die Zahnseide und Zahnwischenraumbürstchen (Interdentalbürstchen). Ein interessantes Gerät könnte Airfloss sein. Das neueste Modell Sonicare Airfloss Ultra, ab April 2015 im Handel, erwies sich der Zahnseide gegenüber als ebenbürtig.

 

Mundduschen bringen aus rein wissenschaftlicher Sicht nichts.

 

In einer Studie aus dem Jahre 2011 (ProphylaxeImpuls) wird eine Kombinationstherapie mit Flouridlack und Chlorhexidinlack vierteljährlich als Basisprophylaxe empfohlen.

 

ZAHNSEIDE:

Wissenschaftlich wird der Einsatz von Zahnseide durch Langzeitstudien nicht gestützt (Quintessenz 5/2012). In einer Literaturübersicht aus dem Jahre 2008 wurde gefolgert, dass für eine routinemässige Anwendung von Zahnseide keine Empfehlung gegeben werden kann (Berchier et al. 2008).

 

Auch die EFP (Europäische Gesellschaft für Parodontologie) empfiehlt die Zahnseide in ihrer Leitlinie nicht.

 

Eine Studie der unabhängigen Cochran Collaboration (2011) kam wie die meisten Untersuchungen zu folgendem Ergebnis: Für ein gesundes Gebiss ist Zahnseide nicht notwendig. Sie trägt nichts zur Reduktion von Karies bei und verringert nur in geringem Maße Plaque und Zahnfleischentzündungen.

 

Wegen der Zahnform nur für die Schneidezähne und Eckzähne geeignet (IMFELD 2010). Zu bevorzugen sind sog. "Tapes"(z.B. Glidefloss), da nur diese ohne Probleme in die Zahnzwischenräume eingeführt werden können.

 

Prof. Zimmer veröffentlichte in einer Studie, dass mit einer Mundspüllösung bessere Ergebnisse als mit Zahnseide erzielt wurden.

 

 

INTERDENTALBÜRSTCHEN:

Im Seitenzahnbereich der Zahnseide vorzuziehen (IMFELD 2010), da bessere Reinigungswirkung! Sie sind in vielen Formen erhältlich und müssen der Grösse des Zahnwischenraumes angepasst sein. Sie sind derzeit das Mittel der Wahl (Quintessenz 05/2010) bzw. stellen den sog. Goldstandard dar (PROPHYLAXE Journal 03/2015).

 

 

Zahnseide am Backenzahn Quelle: Quintessenz
Interdentalbürstchen am Backenzahn, Quelle: Quintessenz
Verschiedene Zahnzwischenraumbürstchen

Mundspüllösungen

Der Deutsche Zahnärztetag empfahl im November 2013 die häusliche regelmässige Anwendung von Mundspüllösungen.

 

Die Leitlinie der DG Paro von 2018 empfiehlt CHX-haltige Lösungen (z.B. Chlorhexamed) und eine Mischung aus ätherischen Ölen (z.B. Listerine) als sehr effektiv.

 

Mundspüllösungen sind (mit Ausnahme von CHX 0,2% für höchstens 3-4 Wochen nach chirurgischen Eingriffen) kein Ersatz für die Zahnbürste, sondern immer nur unterstützend. Viele Patienten tun sich jedoch mit der Reinigung der Zahnzwischenräume schwer. Für diese sind Mundspüllösungen bei regelmässiger Anwendung empfehlenswert.

 

Mundwasser haben aus wissenschaftlicher Sicht keinen Nutzen.

 

Mundspüllösungen zur Vorbeugung von Zahnfleischentzündungen:

Der sog. "Goldstandard" ist CHX in einer Konzentration von 0,05-0,06%. Es entwickelt durch seinen Depot-Effekt eine langanhaltende Wirkung, so dass ein- bis zweimal tägliches Spülen zu einer sehr guten Plaque(Belags-)hemmung führt.

 

Nebenwirkungen besonders bei höheren Konzentrationen (0,2%), die auf keinen Fall länger als 3 Wochen angewendet werden sollen und nur in bestimmten Fällen (z.B. nach chirurgischen Eingriffen in der Mundhöhle) können sein Geschmacks-störungen, Verfärbungen von Zunge, Zähnen und Füllungen, Schleimhautbrennen und allergischen Reaktionen. Die Verfärbungen können durch eine professionelle Zahnreinigung problemlos entfernt werden.

 

STIFTUNG WARENTEST (test 1/2018) ermittelte Dentodent (dm), Dentalux (Lidl) und Today Dent (Penny, Rewe) als die günstigsten und besten Mundspüllösungen gegen Karies und Zahnfleischentzündungen.

 

 

 

 

 

Kaugummi

Kaugummikauen hat wegen der damit verbundenen Speichelstimulation eine günstige vor Karies schützende Wirkung, ist aber als alleinige Massnahme der Mundhygiene nicht ausreichend. Er sollte in jedem Fall zuckerfrei sein.

 

Xylithaltiger Kaugummi (z.B. Xylitol) ist ein wirkungsvolles Hilfsmittel in Situationen, in denen Mundhygienemassnahmen nicht möglich sind. In diesen Fällen soll der Xylit-Kaugummi unmittelbar nach den Mahlzeiten für ca. 10 Minuten gekaut werden.

 

Der regelmässige Gebrauch von Xylit-Kaugummi in mehreren täglichen Dosen mit einer Gesamtdosis von 5g Xylit führt zu einem um bis zu zwei Drittel verringerten Kariesrisiko.